Warum du dringend lernen solltest zu verzichten
Gestern habe ich einen Beitrag von Dominik gelesen in dem er über Sparen ohne Verzicht schreibt. Darin beschreibt er, dass es für ihn inzwischen ganz normal ist 500-1000€ monatlich auf die Seite zu legen und wie er regelmäßig gefragt wird wie er es schafft so viel zu sparen und worauf er dafür verzichten muss. Als ich seinen Artikel gelesen habe ist mir aufgefallen wie oft ich selbst schon in ähnlichen Situationen war oder mich umgekehrt über die verschwenderische Art und Weise gewundert habe mit der viele Menschen leben.
Ich habe oft das Gefühl, dass viele Menschen überhaupt nicht mitbekommen wie schnell und wofür sie ihr Geld ausgeben. Wenn ich bisher in Gesprächen versucht habe herauszufinden warum das so ist habe ich, wie Dominik, oft zu hören bekommen, dass man auf nichts verzichten wolle. Der Verzicht sei es nicht wert. Das Leben sei zu kurz. Jetzt sei man ja noch jung. Man habe sein Leben lang gearbeitet und wolle sich nun nichts mehr vorschreiben lassen. Egal ob es um Alkohol, Zigaretten, Rauchen, teure Urlaube oder sonstiges geht. Wir sind offensichtlich so gefangen in der Illusion, dass wir einen Anspruch auf diesen Luxus haben, dass wir überhaupt nicht merken wie sehr wir es übertreiben. Und da nehme ich mich nicht außen vor.
Etwas ändert sich
In den letzten Jahren haben sich immer mehr Gegenbewegungen hervorgetan. Sei es FIRE, Frugalismus, Minimalismus, Dumpstern oder Do it Yourself (DIY). Sie alle vereint der Ansatz nicht so viel unnötigen Kram zu kaufen, mehr selbst zu machen, weniger auszugeben, Lebensmittelverschwendung zu bekämpfen und die Sucht nach Verschwendung einzudämmen. Ich bin der Meinung, dass wir alle dringend lernen sollten zu verzichten. Denn die Dinge von denen heutzutage viele als Verzicht sprechen, sind die Worte nicht wert. Ein großer Teil der Menschen wäre froh wenn das ihr „Verzicht“ wäre.
Wenn du im deutschsprachigen Raum lebst, gehörst du automatisch zu dem wohlhabendsten, am sichersten lebenden Anteil der Weltbevölkerung. Im Inclusive Development Index stehen Österreich und Deutschland ganz weit vorne.
Dennoch oder gerade deswegen sind viele der Meinung sie müssten alles haben und alles sehen. Das hat allerdings katastrophale Auswirkungen. Sowohl auf das Vermögen dieser Menschen wie auch auf die Umwelt.
Woher kommt diese Vorstellung, dass wir es uns verdient haben mehrmals im Jahr in den Urlaub zu fliegen, teuer Essen zu gehen und ständig das beste vom besten zu haben?
Wir gewöhnen uns an den Konsum
Ich denke es hat viel mit unserer Gewohnheit zu tun. Wir werden in dieses Leben hineingeboren, in eine Gesellschaft der es so gut geht wie vermutlich noch nie. Die meisten von uns müssen sich nie Sorgen machen, dass sie am nächsten Morgen nichts zu essen haben. Daran gewöhnen wir uns. Über vieles denken wir gar nicht mehr nach. Wenn wir in der Früh den Kaffee oder das Weckerl beim Bäcker kaufen. Wenn wir mit dem teuren Auto in die Arbeit fahren oder den Flug für den nächsten Kurzurlaub buchen.
Dann erzählt uns auch noch täglich die Werbung, dass wir das alles brauchen. Wenn wir am Abend vor dem Fernseher sitzen sehen wir Bilder von teuren Dingen die wir „unbedingt“ brauchen. Dass wir nicht auf die Dinge verzichten wollen lassen sich viele, vermute ich, nur einreden. Wir denken nicht mehr selbst darüber nach. Wir wägen die Optionen nicht ab und werden darauf trainiert so leben zu wollen. Die Macht der Gewohnheit schlägt voll zu.
Es gibt ein Buch mit dem gleichen Titel das ich letztes Jahr gelesen habe. Die Macht der Gewohnheit von Charles Duhigg. Darin beschreibt er wie stark sich Gewohnheiten auf unser Leben auswirken. Gewohnheiten entstehen weil sie unser Gehirn entlasten, sie sind etwas nützliches. Wir müssen nicht mehr darüber nachdenken was wir tun, Bewegungsabläufe können zur Routine werden. Wir tun es einfach. Wenn wir dann eine Belohnung erhalten wird die Routine leicht zur Gewohnheit. Egal ob es das positive Gefühl ist das ein Bissen Schokolade auslöst oder das Glücksgefühl wenn du etwas im Internet bestellst. Unser Gehirn ist darauf trainiert solche Verstärker immer wieder auslösen zu wollen. Deshalb kommen manche Süchtigen so schwer von ihrer Sucht los.
Du kannst deine Gewohnheiten überschreiben
Doch was hat das jetzt mit dem Thema finanzielle und persönliche Freiheit zu tun? Warum sollst du wie im Titel beschrieben lernen zu verzichten? Nun das ist relativ einfach. Durch schlechte Gewohnheiten verlierst du viel Zeit und Geld. Es geht um große wie um kleine Dinge. Der teure Urlaub 5 Flug-Stunden entfernt, der dich nicht viel glücklicher machen wird als ein deutlich günstigerer Urlaub an einem nahe gelegenen See. Die tägliche Stunde auf Facebook und Instagram. Der tägliche Kaffee beim Bäcker. Das gekaufte Frühstück für die Arbeit. Der Schokoladenriegel den du beim Einkaufen ganz automatisch mit nimmst. Diese Dinge kosten dich viel Zeit und Geld, machen dich aber vermutlich kaum glücklicher. Rechne dir aus wie viel Geld und Zeit du in einem Jahr verlierst.
Doch zum Glück kannst du die Macht der Gewohnheit auch für dich nutzen. Du kannst damit beginnen kleine positive Gewohnheiten zu etablieren und versuchen negative Gewohnheiten zu identifizieren. Führe ein Haushaltsbuch und schreib dir alle Ausgaben auf die du jeden Monat hast. Findest du Kostenstellen die nicht notwendig sind? Die dich nicht glücklicher machen aber unnötig Geld kosten? Versuche dir diese Käufe beim nächsten Mal zu verkneifen. Versuche dich anders zu belohnen. Hör dir stattdessen ein Lied an das du magst. Oder freu dich darüber, dass du dir Geld gespart hast. Vielleicht hilft dir eine App auf deinem Handy in der du die gesparten Summen aufschreibst.
Sieh dir auch sonst an welche Gewohnheiten du hast. Verschwendest du viel Zeit mit Dingen die dir gar nicht so wichtig sind? Was würdest du lieber tun? Was hält dich davon ab? Wenn du dir diese Fragen stellst wirst du bald erste Kleinigkeiten in deinem Leben ändern. Setz dir anständige Ziele und versuche daran zu arbeiten. Ein Schritt nach dem anderen. Du wirst dein Leben optimieren. Mehr Zeit und Geld übrig haben und dabei sogar deine Lebensqualität erhöhen. Was gibt es besseres?
Und nach einer Zeit, werden Dinge auf die du heute nicht verzichten willst, gar kein Verzicht mehr sein.
Hallo Rationalist,
danke Dir vielmals für Deinen Antwortbeitrag zu meinem Blogartikel.
Es freut mich wirklich sehr zu hören, dass ich Dich durch meinen Artikel inspirieren konnte.
„Ein großer Teil der Menschen wäre froh wenn das ihr „Verzicht“ wäre.“
Ich denke wir sollten uns immer wieder vor Augen führen, dass wir in einem der reichsten Länder der Welt leben und es uns unglaublich gut geht. Es ist leicht das aus den Augen zu verlieren. Viele Menschen riskieren ihr Leben, nur um hier hin zu kommen und dann einen (aus unserer Sicht) schlecht bezahlten Job zu machen. Selbst als Hartz IV-Empfänger geht es Dir besser als vielen Menschen in Dritte Welt Ländern. Das relativiert den Verzicht nochmal erheblich. Es ist also zum eine Sache der Perspektive und natürlich auch der Gewohnheit.
Wenn Du jeden morgen Deinen Kaffee trinkst und dann aufhörst, wirst Du Entzugserscheinungen bekommen und den nächsten Kaffee herbeisehnen. Wenn Du noch nie Kaffee getrunken hast oder diesen nicht magst, dann ist das auch kein Problem weiter zu „verzichten“.
Schöne Grüße
Dominik
Hallo Dominik,
ja ich denke da hast du Recht. Spannend wir es aus meiner Sicht dann wenn du etwas schon kennst und gerne und aus Gewohnheit konsumierst.
Denn dann wollen viele Menschen nicht mehr darüber nachdenken ob der regelmäßige Konsum Sinn macht, sondern nehmen das einfach als gegeben hin.
Viele Grüße
Christian